Um die Bedeutung lebensweltlicher Zusammenhänge zu erkennen, und entsprechend handeln zu können, bedarf es auch heute keiner jahrelangen akademischen Ausbildung, sondern einer kritischen Betrachtung von Fakten, Ereignissen, Zuständen und Entwicklungen. Hierfür sind jene Tugenden hilfreich, welche das Handeln und die Dialogik des Sokrates auszeichnen: Wertschätzung des eigenen Empfindens und Nachdenkens, auch jenseits expertenhafter Kompetenz, sowie Standhaftigkeit und Rückgrat (vgl. Alain de Botton 2001).

Durch diese Tugenden werden in einer direkten Demokratie Entscheidungen gefällt. Gleichzeitig sind sie das Wesen der Demokratie:

 

  • Im Zentrum steht der Einzelne, nicht das System. D.h.:
  • Entscheidungen werden entsprechend dem Föderalismus an der Basis getroffen.
  • Dem Einzelnen kommt als Mitglied der demokratisch organisierten Gesellschaft grösstmögliche Bedeutung und Wertschätzung zu. Denn er garantiert durch die laienhafte Betrachtung die grösstmögliche Nähe zum Menschen und die grösstmögliche Distanz zum System.

 

Durch die Gewichtung des Laien wird stets die Frage nach dem Sinn gestellt. Denn der Experte mag wohl durch und innerhalb eines raffinierten und ausgeklügelten Systems agieren, gerade aber wegen dieser Gebundenheit stellt er die Sinnfrage nicht. Er ist an der Fähigkeit und dem Anspruch interessiert, natürliche Erscheinungen systematisch, durch Berechnung zu beherrschen und daraus die Ausbildung einer methodischen Lebensführung abzuleiten. Der Umgang mit Wissen wird so immer stärker von lebensweltlichen Bezügen separiert. Ihr charismatischer Bedeutungswert, nämlich dem Sinn der Welt auf die Spur zu kommen wird zugunsten eines pragmatisch ausgerichtete Nutzungswertes aufgegeben. „Erkenntnis entwickelt sich weg von metaphysich-ethischen Stellungnahmen zur Situation des Menschen in der Welt hin zu Fähigkeit und Anspruch, natürliche Erscheinungen durch Berechnung zu beherrschen und daraus die Ausbildung einer methodischen Lebensführung abzuleiten.” (Vgl.: Metzger Michael).  Diese Einschränkung der Lebenswelt bildet den Nährboden für die Entwicklung eines Fachmenschentums, dessen Spezialisierung gleichzeitig Zuflucht vor der Stellung zu Sinnfragen ist. Diese Zusammenhänge sind mit der momentanen Schulreform in der Schweiz gut ersichtlich.

Durch das stete Aufbauen von Expertensystemen kommt der Expertin immer mehr Macht zu: Die Ansichten der Laien werden  langsam, subtil und oft unbemerkt unterhöhlt, indem immer mehr Lebensbereiche durch Expertinnen in ein System intialisiert werden. Damit ist die Expertin für immer mehr Lebensbereiche zuständig. Das ist einseitig, weil die Expertin sich per Definition ausschliesslich auf ihr Expertinnensystem beziehen kann. Die ganzheitliche Sicht durch die Laiin fehlt.  Ihre Stimme wird immer weniger gehört und gewichtet, zu ende gedacht würde sie als Stimmbürgerin entmündigt.