Politisch verordnete Solidarität über die Grundbedürfnisse, den Schutz und die Würde der Einzelnen hinweg ist ungut. Dass dies viele PolitikerInnen noch immer nicht wahrhaben wollen, ist nicht nur schade, sondern auch schädlich. Denn verordnete Solidarität entsteht nicht aus einer inneren Haltung und Überzeugung der Einzelnen. Sie fliesst nicht von Mensch zu Mensch, sondern ist politisch vorgeschrieben und verpflichtend. Deshalb muss sie durchgesetzt und verwaltet werden. Daran wachsen Verwaltung und Administration – nicht aber die Menschen, weder diejenigen, welche gezwungen sind zu geben, noch diejenigen, welche empfangen.

Denn Mitmenschlichkeit kann nicht erzwungen werden. Aber eine Gesellschaft kann so ausgestaltet werden, dass der Einzelne aus eigenem Willen durch Mitgefühl, eigenständig und in Freiheit solidarisch handeln kann. Daraus entstünde eine echte Gemeinschaft von Innen, lebendig, prozesshaft – ein Ideal, dem sich Menschen, die in einer liberalen Gesellschaft leben möchten, immer wieder neu anzunähern versuchen müssen. Das heisst für die Politik: Weniger statischer, lebloser Gesetzesparagraph und mehr Mut zu Prozesshaftigkeit und Freiheit. Weg vom Zwang und hin zur Möglichkeit. Nur daraus entsteht solidarisches Handeln aus freien Stücken. Es ist nämlich ein für eine Gemeinschaft ausschlaggebender und grundsätzlicher Unterschied, ob sich die Menschen eigenständig und in Freiheit zu  achtsamem Handeln für Mensch, Tier und Umwelt entscheiden oder ob ihnen dieses per Solidaritätsfoderungen aufgezwungen wird. Ersteres ist durch eine innere Haltung der Handelnden authentisch und nachhaltig.