Zur heute alltäglichen Realitätsverweigerung. Und; zu deren schlimmen Folgen für das Zusammenleben von Mensch und Tier
Von Lukas Rüefli
Es scheint, als ob die Orientierung an der Wirklichkeit heute ein Zeichen für „Menschenfeindlichkeit“ im Allgemeinen und „Menschenrechtsfeindlichkeit“ im Speziellen geworden ist. Alexander Meschnig schreibt: “Der Gesinnungsethiker darf jederzeit realitätsfremde Maximalforderungen und abstrakte Ideale wie eine Monstranz vor sich her tragen”. – Tatsächlich kommts einem wie eine Prozession vor; wer ihr folgt ist gut – politisch korrekt – halt, wer aber inne hält oder ausschert, die Richtung wechselt ist nicht gut, sondern beispielsweise ein Menschrechtsverweigerer. Bemerkenswerterweise scheint dies bezüglich Tieren weniger zu gelten. Dem Ausdruck Tierrechtsverweigerer begegne ich weniger. Selbst in Zeiten massiver tagtäglicher, systematischer Massentierhaltung und Massentierschlachtungen. Obwohl es doch um die Haltung generell gegenüber Geschöpfen geht. Im Gegenteil:
Ich erlebe, dass abwägende Denkerinnen, welche Ideen an der Realität abgleichen, um daraus gesellschaftlich Funktionierendes politisch abzuleiten, oft zu Unmenschen erklärt werden. Das “Nicht-sehn-wollen” wie die Realität beschaffen ist, wird zur Alltags- und Verdrängungsdoktrin. Einfach ersichtliche, völlig klare Realitäten, systemhafte Abläufe tagtäglich direkt vor unsern Augen, Nasen und Mündern etwa in Massenschlachthöfen und einfachste Grundsätze wie das Zulassen von Verschiedenheit durch grösstmögliche Freiheit des Einzelnen oder wie dasjenige, dass Rechte von Pflichten abhängen, auch Mensch- und Tierrechte von Menschenpflichten, werden nicht thematisiert, weil man sich dafür an den Alltagsmöglichkeiten und deren realistischer Umsetzung orientieren müsste. Dafür müsste jedoch andere Ansichten und Haltungen mit all ihren Konsequenzen viel mehr zugelassen- und viel weniger bewertet werden!
Aber nichts da: Wer Systemhaftes, Automatisiertes in Frage stellt, auf die Friktionen der Realität verweist, auf massive Probleme hinweist, gilt schnell als politisch inkorrekt. Das ist böswillig, verlogen und gefährlich.
Verlogen, weil es dabei absichtlich nicht darum geht, momentan politisch inkorrekte Meinungen und Haltungen nach zu vollziehen; böswillig weil so Menschen diffamiert, mundtot und handlungsunfähig gemacht werden. Und; gefährlich, weil viele nicht merken, dass sie sich mit ihrem Ideal “für alle gleich”, welches sie politisch umgesetzt sehen wollen, sich in eine Ideologie verrennen. Das hat weniger Meinungsäusserungsfreiheit und mehr mit Totelitarismus und Gleichmacherei zu tun. Dies gilt es zu verhindern, auch wenn man dafür diffamiert wird.
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